Naturdenkmal Gissibelhoflinde

Die Linde am ehemaligen „Gissibelhof “ ist mit ca. 600 Jahren die wahrscheinlich älteste Linde Kemptens

Auf dem Mariaberg, unübersehbar, gleich unterhalb Prestlings, steht dieser herrliche Baum. Vielleicht wurde einmal anlässlich einer Hochzeit gepflanzt? Eine „Hoflinde“, wie diese, war und ist eine praktische, sinnvolle Pflanze. Für die vor 400 Jahren hier wohnenden Bauersleute, die den Namen Gissibel trugen, war sie wichtig. Lindenblütentee als Heilmittel gegen Fieber, lindernde Wirkung bei Hustenreiz, eine Bienenweide für den Bauern des Hofes, die gemütliche Holzbank um den Baum, die zur Muße und zum Gespräch einlud, Schatten gegen die prall strahlende Sonne. Vielleicht haben die Bewohner auch zum Tanz um ihre Linde eingeladen? Sie war ein uraltes Symbol für die Liebe. Die Familie zählte wohl zu den ältesten Siedlern dieser Gegend. Mauerreste ihres ehemaligen Bauernhofes waren noch vor ein paar Jahrzehnten zu finden.

Fast andächtig stehe ich unter den weit ausladenden Ästen. Mancher Platz unter solchen Linden war Ort von Gerichtsversammlungen, den Vorfahren galten dieser Baum als heiliger Baum, nach Kriegen oder Pestzeiten wurden Friedenslinden gepflanzt oder gewürdigt. Ein Alter von 1000 Jahren können sie erreichen. Es ist für den Bestand des Baumes nicht tödlich, wenn er sich, wie unsere Linde, inzwischen geteilt hat. Die Einzelstämme sind lebendig, treiben jedes Jahr weiter. Für Insekten, Vögel, Fledermäuse u. a. ist sie Heimat. Als „Naturdenkmal“ genießt unsere Gissebelhoflinde ganz besonderem Schutz. Sie steht fest eingewurzelt auf ihrem Grund, festgehalten und gleichzeitig festhaltend. Meine Gedanken wandern in die Vergangenheit und die Zukunft. Was wird einhundert oder zweihundert Jahren sein? Vielleicht steht sie dann noch, unsere Linde. Und die Nachkommen der Krähen, die dort oben ihren Aussichtspunkt haben, werden sich Geschichten von einst und jetzt erzählen.

Daten und Fakten:

Quelle: Baumkunde.de – Onlinedatenbank für Bäume und Sträucher

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